Geheime Morsezeichen, Klopfsignale, pochen in den Zellen.
Über Generationen hinweg wirken Ereignisse aus dem Leben unserer Vorfahren weiter und beeinflussen, meist unbewusst, noch heute unser Leben. Psychologie und Genforschung beschäftigen sich schon länger damit. Inspiriert durch die tatsächliche Geschichte von Grossvater Anton, der Vertreibung und zwei Weltkriege erlebt hat, macht sich dieses Solo mit den Mittel von Tanz, Theater und Referenzen zum ´neuen Zirkus´ auf Spurensuche.
Wunderschöne poetische Bilder und das Spiel mit alltäglichen und ungewöhnlichen Gegenständen lassen den Zuschauer eintauchen in eine Traum- und Alptraumwelt, die verstört, befreit und zum Nachdenken über die eigenen Wurzeln und deren Bedeutung im Hier und Jetzt einlädt.
Im Laufe des Abends verändert und ordnet sich etwas. Unter dem lauschenden Blick entsteht die Vision eines neuen Gleichgewichts im Lebens- und Generationengefüge:
fragil, beweglich, möglich.
Claudia Schnürer, ausgebildet als Artistin und in theatraler Körperarbeit, hat ihre Projekte in bisher 16 Ländern gezeigt und die letzten sechs Jahre in Italien gelehrt. Seit kurzem wieder in ihrer Heimatregion Nordrhein-Westfalen zuhause, ist sie ab Herbst Teil der Fakultät für Physical Theatre an der Folkwang Universität Essen.
“Was war denn?” Schweigen von weit her.
Einer muss buddeln, lauschen, unbequem sein…zärtlich genug.
Entknoten.
Idee/ Performance: Claudia Schnürer Soundkonzept: Saso Vollmaier
Regie: Susanne Weins Licht/ Fotografie: René Ruelke
Lebensstationen:
Anton wird 1907 in Budapest geboren und stirbt 1986 am Niederrhein - Er erlebt eine schmerzvolle Kindheit bei einer Pflegefamilie und 2 Weltkriege - Mit 14 verläßt er Ungarn und geht nach Krickerhau, Slowakei, wo viele Deutsche leben. - Er gibt vor älter zu sein und beginnt, vierzehnjährig, im Bergbau zu arbeiten. - Er heiratet und bekommt drei Kinder. - Dazwischen Flucht in die Wälder, in den letzten Kriegsjahren Flucht aus der Slowakei, Notlager in Süddeutschland, später Umzug und neue Heimat im Rheinland. - In seinen letzten Jahren wenig Worte, dafür eine große Sammlung mit Briefmarken, gepressten Blättern und Blüten, Bastelarbeiten, darunter viele Mobilées.
PRESSE
Kriegsenkel e. V. Jahrestagung in Hessen, Februar 2017
Bedrohliche Klänge durchziehen die ersten Minuten von „Anton. Dämonen füttern“. Claudia Schnürer taucht in das Leben ihres Großvaters ein, jagt Erinnerungsfetzen und Fragmenten hinterher, spürt den Erlebnissen Antons nach, die sich entziehen, bevor sie Konturen bekommen. Wer war er, was hat er im Krieg erlebt? Nebel und sanftes Licht umhüllen das Publikum, während Claudia Schnürer das Unsagbare zum Ausdruck bringt und spielerisch von männlicher zu weiblicher Rolle wechselt. Wenige gesprochene Worte offenbaren die Unzulänglichkeit der Sprache angesichts Gewalt und ihrer Tabuisierung. Der Schrecken des Krieges fährt in die Protagonistin, lässt sie rückwärts im Kreis laufen und taumeln. Sehnsuchtsvoll und vergeblich sucht sie Schutz, wo keiner zu finden ist. Verzweiflung und Angst, Leere und Haltlosigkeit beherrschen die Bühne. All das spiegelt sich allein durch Bewegungen, durch Gestik und Mimik wider. Das zunächst behutsame Ringen um Erinnerung kippt in ein rabiates Knurren, die Dämonen der Vergangenheit erwachen in rastlosen Tänzen und jagen die Heldin bis zur Erschöpfung. Alltägliche Gegenstände wie Kleiderbügel verwandeln sich und bekommen eine neue Bedeutung, die Kulisse wird lebendig. Ein Mobilé aus Lupen versinnbildlicht den Wunsch, das schwer Greifbare klar zu sehen. Überall zeigt sich die Verletzlichkeit, die die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit mit sich bringen kann. Aber auch Verliebtheit, Freude und die liebevolle Beschäftigung mit den einzelnen Familienmitgliedern finden hier Platz. Durch die sparsam eingesetzte Sprache tritt das Stück in den Dialog mit dem Publikum, es entsteht viel Raum für eigene Gedanken und Bezüge. Das Schweigen macht dieses Solo zum Duett. So sickern seine Botschaften tief ein und wirken lange nach.
J. Heinrichs, Journalistin, Coachin
Ausserdem Dank für Augen, Ohren, Gedanken und Hände an:
Franz Mestre, Ingrid Krusat-Dahmen (Kostümberatung), Margarete Peters (systemisches Coaching), Aidan Bartley (Übersetzungen), Thilo Schölpen/ Melanie Neu Videodokumentation/ Trailer) Freunden im Rheinland und in Italien in den ersten Phasen des Projektes, Familienmitgliedern für das Teilen ihrer Geschichten
Praktikum/Recherche: Grace K. Woodford
Förderungen durch das Kulturbüro der Stadt Krefeld, Kulturamt Düsseldorf, van Meeteren Stiftung/ Kriegsenkel e.V.
für Raum und Gastfreundschaft:
Accademia dell´Arte, Arezzo; Aldo Riboni, Dino, Spazioseme
für Fotografie: René Ruelke, Luca Calugi, Pier Luigi Menchini, Grace K. Woodford
PUBLIKUMSSTIMMEN:
Ein starkes Stück Tanztheater mit Spannung von Anfang bis Ende.
Die Akteurin Claudia Schnürer ist mit einer fantastischen Bühnenpräsenz und wunderbar klarer "Verträumtheit" unterwegs. Dies gibt Raum für ihre und eigene Geschichten der Zuschauer.
Noch nie gesehene Bilder in einem außergewöhnlichen Bühnenraum.
S. Westenfelder, Schauspielerin, Theaterpädagogin
“Ergreifend…ich muss an meine eigene Familiengeschichte denken”
G. Gotzes
"Man versteht dieses Stück mit dem Bauch”
B. Kuenen
“ein beeindruckendes Stück und eine unglaublich ausdrucksstarke Künstlerin”
K. Engelbracht, Journalistin
“…eine große Künstlerin, die das Herz erreicht und damit etwas bewegt. Vielen Dank für den tollen Abend.”
J. Bartley, Ärztin
“Diese Bilder…dass man Teil einer Ahnenkette ist, weiss man. Aber dass man seinen Stammbaum in die Hand nehmen kann und mit ihm tanzen- das ist wunderbar!”
B. Weitzel, Lehrer/Schauspieler
Ein Dämon, der sich in das Leben eines Kindes schleicht zwischen zwei Weltkriegen, unbeschwert spielend und neugierig. Und im Lärm der Bomben und Bomber ängstlich und verängstigt nach der Mutter ruft – allein gelassen.
Ein junger Mann, der versucht zu überleben auf der Suche nach Liebe.
Eine junge Frau, die sich zögernd und hoffnungsvoll zugleich ihrer Lebensfreude hingibt.
Die beiden tanzen...bis er zerstört, was sie hätte verbinden können.
Sensibel und anrührend, poetisch und sinnlich erzählt Claudia Schnürer von ihrem Großvater und der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst.
Margarete Peters, Organisations und Personalentwicklerin
“:Das war ein wirklich toller Abend, die Performance wirkt noch nach…”
R. Laber, Gestalterin
“Für mich war es ein Erlebnis und Sie haben mich beeindruckt! “
P. Gerlach, Jurist
Dauer: ca 60 Minuten
Personen: 1 Performerin+ 1 Techniker
Bühne: Mindestmaße- 6m Breite 5m Tiefe x 4m Höhe
diverse Aufhängepunkte (Gewicht ca 5 kg)
diverse Aufhängepunkte seitlich
Aufbau /Vorbereitung/ Abbau : je halber Tag
Licht+ weitere technische Informationen bitte in direkter Absprache!